Bevor wir einzelne Teile des Lebens von Ludwig II. beleuchten, fangen wir mit einer kleinen Übersicht einiger bedeutsamer Geschehnisse und Beziehungen an, die alle in eigenen Beiträgen behandelt werden. Diese Aufstellung soll euch gleichzeitig als eine Art Inhaltsverzeichnis dienen und wird sich mit der Zeit erweitern.
1. Der Kronprinz
Ludwig wurde 1845 in Schloss Nymphenburg bei München, wie sein gleichnamiger Großvater, an einem 25. August geboren. Er war das erste Kind des damaligen Kronprinzen Maximilian und dessen Frau Maria. Nachdem seine Amme im Frühling 1846 verstarb wurde er Sibylle Meilhaus übergeben, die bis zu seinem 7. Geburtstag seine Erzieherin blieb. Die Beziehung zu ihr blieb lebenslang bis zu ihrem Tod am 29. April 1881 als Brieffreundschaft bestehen.
Am 27. April 1848 kam sein Bruder Otto zur Welt. Die beiden verband eine innige Beziehung und sie verbrachten ihre Jugend größtenteils zusammen auf Schloss Hohenschwangau.
Etwa einen Monat zuvor, am 20. März 1848, bestieg ihr Vater Maximilian den bayrischen Thron. Während ihre Mutter, Marie, sich soweit es ihre Zeit zuließ, sich selbst um die Jungen kümmerte, überließ ihr Vater dies zumeist deren Erziehern. Die Beziehung zu seinem Vater war auch in den Augen Ludwigs bestenfalls unterkühlt.
Als König Maximilian II. am 10 März 1864 verstarb, übernahm Ludwig den Thron und damit die Regierungsgeschäfte von Bayern.
2. Freundschaft mit Richard Wagner
Durch zahlreiche Wandgemälde und -Teppiche im Schloss Hohenschwangau lernte Ludwig bereits als Kind die mittelalterliche Sagenwelt kennen. Am 2. Februar 1861 sah er zum ersten Mal die Oper Lohengrin von Richard Wagner und begann sich in dessen Werken zu verlieren.
Am 4. Mai 1864 trafen sich der König und der Künstler zum ersten Mal persönlich. Ludwig stellte Wagner ein Haus in München zur Verfügung und förderte ihn auch finanziell. Am 26. November 1864 berichtet Ludwig an Wagner, dass er plante, ein neues Festspieltheater in München zu errichten. Die Stadt war jedoch nicht davon zu überzeugen und so wurde am 7. September 1867 dem Architekten Gottfried Semper mitgeteilt, dass das Projekt eingestellt werde.
Nach einigen Erfolgen mit seinen Opern 1864, schwenkte die Stimmung in München 1865 gegen Wagner um. Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, verschwenderisch zu sein und den König politisch zu beeinflussen. Seine außereheliche Beziehung zu Cosima von Bülow, die zu dieser Zeit noch mit Hans von Bülow verheiratet war, stand ebenfalls in einem negativen Licht.
Ludwigs Ministerrat, mit dem sich Wagner zerstritten hatte und dessen Umbesetzung er vergeblich gefordert hatte, drängte den König, im Dezember 1865, dem Künstler mitzuteilen, dass er München zu verlassen hat. Dem folgte Wagner am 10. Dezember.
Ludwig und Wagner waren nicht immer einer Meinung und es gab Perioden, in denen sie Abstand voneinander nahmen. Dennoch hielt die Freundschaft, zumindest als Brieffreundschaft, bis zu Wagners Tod am 13. Februar 1883 in Venedig, an.
Dass München Ludwig dazu brachte, seinen geliebten Künstler der Stadt zu verweisen und ihm das Festspieltheater nicht ermöglichte, waren unter anderem Gründe dafür, dass Ludwig eine Abneigung gegen die Stadt entwickelte, die zeit seines Lebens anhielt.
3. Verlobung mit Sophie in Bayern
Ludwig und die zwei Jahre jüngere Sophie, die kleine Schwester der späteren Kaiserin Elisabeth von Österreich, waren schon seit ihrer Kindheit befreundet. Beide liebten die Natur und Richard Wagners Kompositionen. Als ihre Mutter den Kontakt ohne ernsthafte Absichten Ludwigs einschränken beziehungsweise gar verbieten wollte, entschloss sich Ludwig am 22. Januar 1867 zu einer Verlobung mit Sophie. Da er sie nie wie eine Partnerin, vielmehr wie eine Schwester, liebte, löste er die Verlobung am 7. Oktober 1867 wieder auf. Zuvor hatte Sophies Vater Ludwig darauf gedrängt, den nächsten Hochzeitstermin einzuhalten. Somit verlor Ludwig weitestgehend einen engen Freund.
4. Deutscher Bruderkrieg (Preußen gegen Österreich)
Nachdem Preußen und Österreich den Deutsch-Dänischen Krieg zusammen gewonnen hatten, gab es Streitigkeiten um die Verwaltung von Schleswig und Holstein (eine Rivalität um die Vorherrschaft im Deutschen Bund existierte schon zuvor). Bismark provozierte Anfang 1866 eine Mobilmachung Österreichs, worauf hin Preußen mit der eigenen Mobilmachung am 29. März 1866 reagierte. Am 10. Mai konnten seine Minister Ludwig überzeugen, die Mobilmachung Bayerns anzuordnen.
Am 9. Juni 1866 marschierten preußische Truppen in das von Österreich verwaltete Holstein ein, was gegen die Bestimmungen des Deutschen Bundes verstieß. Fünf Tage später, am 14. Juni, erwirkte Österreich die Mobilmachung des gesamten Bundesheeres, um gegen Preußen deswegen vorzugehen. Da Österreich auf denBündnispflichten bestand, musste auch Bayern gegen Ludwigs eigentlichen Willen in den Krieg ziehen.
Noch bevor sich die Truppen des Deutschen Bundes zusammenschließen konnten, erlitt Österreich am 3. Juli 1866 bei Königgrätz eine vernichtende Niederlage. Preußen gewann den Krieg und schloss am 22. August 1866 mit Bayern einen Friedensvertrag. Neben etwas Land musste Bayern 30 Millionen Gulden Kriegsentschädigung zahlen.
Schwerwiegender war jedoch das Schutz- und Trutzbündnis, das Ludwig mit Preußen eingehen musste. Demnach hatte Ludwig nicht mehr die Souveränität über seine Armee in Kriegszeiten und musste Preußen im Kriegsfall beistehen.
5. Rundreise durch Franken
Während dem Deutsch-Deutschen Krieg hatte Franken am meisten gelitten. Die Bevölkerung war verärgert und es drohte gar eine Abspaltung von Bayern. Ludwigs Minister und auch Richard Wagner drängten daher Ludwig zu seiner einzigen offiziellen Dienstreise überhaupt.
Am 10. November 1866 startete der königliche Hofzug am Münchner Ostbahnhof. Sein erstes Ziel war Bayreuth. Es folgten unter anderem Hof, Bamberg, Kissingen, Aschaffenburg und Darmstadt, bevor der Zug am 30. November 1866 in Nürnberg ankam. Dort verweilte Ludwig zehn Tage und die Stadt gefiel ihm so gut, dass er kurz überlegte, seinen Hauptsitz dorthin zu verlegen.
Am 10. Dezember 1866 kehrte der Zug schließlich zurück nach München. Der König wurde unterwegs überall triumphal empfangen. Im ganzen Land und darüber hinaus galt die Reise als sehr erfolgreich. Doch wie erwähnt, blieb es bei dieser einen Dienstreise.
6. Deutsch-Französischer Krieg
Frankreich war um seine Vorherrschaft in Europa besorgt, die es durch einen großen deutschen Staat gefährdet sah, den Preußen anstrebte. Als 1870 Wilhelm I., König von Preußen, einen Angehörigen seiner Dynastie, Leopold von Hohenzollern, auf den spanischen Thron bringen wollte, fürchtete sich Frankreich zudem davor, von Feinden umschlossen zu werden.
Durch politischen Druck erreichte Frankreich zwar am 12. Juli 1870 den Verzicht Leopolds auf den spanischen Thron, nahm es jedoch als Anlass, am 15. Juli Kriegskredite zu bewilligen und Preußen am 19. Juli den Krieg zu erklären. Drei Tage zuvor, am 16. Juli 1870, stimmte Ludwig dem Bündnisfall mit Preußen zu und es erfolgte die Mobilmachung Bayerns.
Preußen rückte schnell nach Frankreich vor, wenn auch unter hohen Verlusten. Sie kesselten einen Großteil der französischen Armee in der Festung Metz ein, konnten Kaiser Napoleon III. von Frankreich am 2. September 1870 gefangen nehmen und belagerten ab dem 19. September schließlich Paris. Mehrere Versuche der Franzosen, diese Belagerung zu durchbrechen, scheiterten. Am 28. Januar 1871 ergab sich Paris formal und es kam zu einem Waffenstillstand. Am 26. Februar wurde der Vorfriede von Versailles geschlossen. Damit verzichtete Frankreich auf das Gebiet Elsass-Lothringen und musste Preußen eine Kriegsentschädigung zahlen. Am 10. Mai 1871 wurde der Krieg durch den Frieden von Frankfurt auch formal beendet und wenig später der Vertrag, der aus dem Vorfrieden von Versailles hervorging, bestätigt.
Noch während des Krieges, bereits im Herbst 1870, trieb Bismarck seine Pläne für ein deutsches Kaiserreich voran. Am 23. November 1870 unterzeichnet Ludwig den Vertrag zum Beitritt des Norddeutschen Bundes, unter anderem aus Angst vor Isolierung durch die restlichen deutschen Staaten. Baden, Hessen und Württemberg stimmten ebenfalls einem Beitritt zu (Teil der Novemberverträge) und es kam zum „neuen“ Deutschen Bund. Mit Beschluss vom 10. Dezember 1870 durch den Reichstag, sollte dies später das deutsche Kaiserreich werden.
Ludwig konnte für sein Bayern einige Sonderrechte aushandeln. Er behielt den Oberbefehl über die bayrische Armee in Friedenszeiten, die Hoheit über Steuern und Kultur und durfte eigene Gesandtschaften unterhalten. Zudem war Bayern ein eigenständiges Post- und Telegrafenwesen sowie eine eigene Eisenbahn erlaubt. Dennoch verlor Ludwig damit einen großen Teil seiner Souveränität.
Am 1. Januar 1871 trat die Verfassung des Deutschen Reiches in Kraft. Am 18. Januar wurde Wilhelm I. im Spiegelsaal von Schloss Versailles zum deutschen Kaiser gekrönt. Ludwig II. weigerte sich, persönlich dorthin zu reisen. Er ließ sich von seinem Bruder Otto und seinem Onkel Luitpold vertreten.
7. Ludwigs Bruder Otto
Wie im ersten Teil dieser Übersicht bereits erwähnt, bestand zwischen den beiden eine innige Zuneigung. Sie verbrachten viel Zeit miteinander und reisten zusammen, so zum Beispiel 1867 zur Wartburg. Doch Ludwig sah in seinem jüngeren Bruder auch einen Stellvertreter. Er musste 1866 am Deutsch-Deutschen Krieg sowie auch 1870/71 am Deutsch-Französischen Krieg als Hauptmann aktiv teilnehmen, sowie Ludwig am 18. Januar 1871 in Versailles vertreten.
Bei Otto wurden bereits 1865 psychische Störungen festgestellt. Die Grausamkeit der Schlachtfelder setzten seiner seelischen Verfassung stark zu und er bekam Depressionen. Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges verschlimmerte sich sein Zustand zunehmend. 1872 wurde bei ihm Geisteskrankheit diagnostiziert und ab 1873 befand er sich in der Obhut des Psychiaters Dr. Bernhard von Gudden. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er am 22. August 1875 an der Seite seines Bruders Ludwig bei einer Königsparade. 1878 wurde er schließlich entmündigt.
Ludwig besuchte seinen Bruder zwar des Öfteren und erkundigte sich nach dessen Zustand, aber die Krankheit hatte ihm einen weiteren engen Vertrauten entrissen.
8. Sissi - Kaiserin Elisabeth von Österreich
Elisabeth von Wittelsbach, nach ihrer Heirat mit Franz Joseph I. Kaiserin Elisabeth von Österreich, wurde am 24. Dezember 1837 geboren und kannte Ludwig II. bereits aus seinen Kindheitstagen. Eine Freundschaft entwickelte sich aber erst nach Ludwigs Thronbesteigung bei einem Treffen in Kissingen (ab 1883 Bad Kissingen) im Juni 1864.
Fortan trafen sie sich des Öfteren am Sternberger See und schrieben sich Briefe und Gedichte. Es entwickelte sich eine Seelenverwandtschaft, die trotz einiger Hindernisse, wie die Auflösung der Verlobung zwischen Ludwig und Elisabeths Schwester Sophie, ein Leben lang hielt. Manch einer interpretierte auch eine romantische Seite in diese Beziehung hinein, was aber nicht bestätigt werden konnte.
Gerüchten zufolge soll Elisabeth auch an Fluchtplänen für Ludwig II. mitgewirkt haben, als dieser 1886 für geisteskrank erklärt und in Schloss Berg interniert wurde.
9. Der Schauspieler Josef Kainz
Als Josef Kainz am 30. April 1881 die Hauptrolle des Didier in Victor Hugos Drama „Marion de Lorme“ bei einer Privatvorstellung für Ludwig II. spielte, verliebte sich der König in dessen schauspielerische Leistungen. Aus einer anfänglichen Brieffreundschaft resultierten bald auch persönliche Treffen.
Bei einer gemeinsamen Reise in die Schweiz, vom 27. Juni bis zum 14. Juli 1881, kam es jedoch zum Burch der Freundschaft. Bei einem Ausflug am 11. Juli wollte beziehungsweise konnte Kainz die hohen Ansprüche des Königs nicht erfüllen. Er weigerte sich, einen Monolog aus Wilhelm Tell vorzutragen.
Nach der Reise gab es zwar noch gelegentlichen Schriftverkehr, doch das Verhältnis war nicht mehr zu kitten. Kainz Vertrag am Münchner Hoftheater wurde durch Ludwig II. nicht verlängert und er verließ daraufhin im Herbst 1883 die Stadt und ging nach Berlin. Damit endete auch der Kontakt zwischen den beiden.
10. Dürckheim-Montmartin - der letzte Vertraute an des Königs Seite
Ein Mann über den, meiner Meinung nach, leider viel zu wenig geschrieben wird, ist Graf Alfred Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin. Ludwig und Dürckheims Familie kannten sich schon länger. Unter anderem waren sie 1863 zu Gast bei Ludwigs 18. Geburtstag auf Schloss Hohenschwangau. Später war er Adjutant seines Bruders Otto und ab 1878 Hofmarschall des Prinzen Arnulf von Bayern. 1883 wurde er schließlich Flügeladjutant von Ludwig II., nach dem es zwischen Arnulf und Dürckheim zum Streit wegen dessen Ehefrau und beinahe zu einem Duell kam.
Was den Grafen Dürckheim-Montmartin so besonders machte, war seine Treue zum König. Nicht nur verweigerte er eine Aussage über Ludwig II., als es um die Beurteilung seines Geisteszustandes ging, er wollte auch bis zuletzt an seiner Seite stehen und versuchte ihn mit allen Kräften zu unterstützen, als der König für geisteskrank erklärt wurde und gefangen genommen werden sollte.
Erst am 11. Juni 1886, derselbe Tag, an dem der König später in Gewahrsam genommen wurde, verließ er Ludwig II., auf dessen eigenen Befehl. Selbst danach hielt er seinem König die Treue, aber dazu kommen wir ein anderes Mal. Doch mit Graf von Dürckheim-Montmartin verließ Ludwig II. die wohl letzte Person, die ihm in seiner höchsten Not hätte helfen können und wollen.
11. Ludwig II. als Baumeister
Ludwigs Bautätigkeiten nahmen in den Jahren immer weiter zu. Seine wichtigsten Bauwerke wollen wir hier kurz aufführen.
Neues Schloss Hohenschwangau - ab 1886 Schloss Neuschwanstein
Die Grundsteinlegung erfolgte am 5. September 1869. Es wurde leider nie vollendet.
Der Torbau wurde bis 1873 gebaut und eingerichtet. So konnte Ludwig zeitweise vor Ort wohnen. 1884 konnte er im Palas einziehen. Zu seinem Tod waren das Torhaus, der Viereckturm und der Palas größtenteils fertiggestellt. Kemenate und Ritterbau wurden vereinfacht bis 1892 errichtet beziehungsweise abgeschlossen. Bis heute fehlt der Bergfried mit dreischiffiger Kapelle im oberen Schlosshof und der Burggarten mit Terrassenanlagen und Springbrunnen. Ludwig II. verbrachte nur 172 Nächte in diesem Schloss.
Am 11. Juni 1886 wurde er in diesem Schloss von einer Kommission, angeführt von dem Arzt Dr. Gudden, in Gewahrsam genommen.
Schloss Linderhof
Als einziges vollendet, ist es das kleinste der drei gebauten Schlösser von Ludwig II..
Zwischen 1870 und 1886 ließ er den Jagdsitz seines Vaters Max II. um- beziehungsweise ausbauen. Das alte Gebäude, ein Holzhaus, ließ er 1874 um 200 Meter nach Westen versetzen. Ab Mitte der 1870er Jahre war es der Hauptwohnsitz von Ludwig II. und er unternahm von dort seine berühmten Schlittenfahrten.
Eine Besonderheit ist das 1878 erste festinstallierte Kraftwerk der Welt. Mehrere Generatoren sorgten für die Beleuchtung in der von Ludwig künstlich angelegten Venusgrotte.
Schloss Herrenchiemsee
Nach öffentlichen Protesten gegen eine Abholzung der Insel Herrenwörth durch ein Konsortium württembergischer Holzhändler, kaufte Ludwig II. die Insel – zunächst ohne Absichten dort ein Schloss zu errichten. Um seinen Traum eines eigenen Versailles jedoch zu verwirklichen, erfolgte die Grundsteinlegung von Schloss Herrenchiemsee am 21. Mai 1878. Gedacht war es als ein Andenken an die französischen Bourbonenkönige und sollte nicht als Regierungssitz dienen.
Bis zum Tod von Ludwig konnten lediglich das dreiflügelige Hauptgebäude und ein Rohbau des nördlichen Seitenflügels vollendet werden. Letzterer wurde 1907 wieder abgerissen. Vom Hauptbau sind ebenfalls 50 von 70 Zimmern im Rohbau verblieben. Unter den fertiggestellten Zimmern befanden sich seine Privatgemächer. In diesen wohnte er aber nur vom 7. bis zum 16. September 1885.
Schloss Herrenchiemsee war teurer als Neuschwanstein und Linderhof zusammen.
Wintergarten auf dem Dach der Münchner Residenz
1869 ließ Ludwig auf dem Dach der Münchner Residenz einen etwa 70m langen und 17m breiten Wintergarten errichten. Ein 9m hohes, wie ein Bogen gewölbtes Eisenskelett trug das Glasdach darüber.
Der darin angelegte Landschaftsgarten umfasste unter anderem einen künstlichen See, samt tropischen Gewächsen, bevölkert mit Schwänen und Papageien. Es wurden kleine exotische Gebäude, zum Beispiel ein maurischer Kiosk, errichtet und die Stirnseiten der Halle boten einen Blick auf riesige Landschaftsbilder, wie etwa den Himalaya. Ludwigs kleiner Garten Eden wurde kurz nach seinem Tod geräumt und später abgetragen. 1950 verschwanden schließlich die letzten Überreste seiner Konstruktion.
Königshaus am Schachen
Auf 1866m Höhe wurde zwischen 1869 und 1871 dieses Königshaus am Fuß des Wettersteinmassivs errichtet. Von dort hatte Ludwig einen fantastischen Blick auf die ihn umgebenden bayrischen Alpen.
Im Erdgeschoss befanden sich seine Wohnräume, im Obergeschoss der orientalisch eingerichtete Türkische Saal. Dieser wurde einem Prunksaal eines Palastes in Eyüp nahe Istanbul nachempfunden. An diesem Ort feierte Ludwig jedes Jahr seinen Geburtstag. Aus selben Anlass versammeln sich auch heute noch etliche Anhänger und Wanderer am Königshaus jährlich am 25. August, um einer Bergmesse beizuwohnen. Für Besucher ist der Ort jedoch nur über eine etwa drei- bis vierstündige Wanderung erreichbar.
Burg Falkenstein
Nie begonnen und daher weitestgehend unbekannt, möchte ich es dennoch oder gerade deswegen hier aufführen.
1883 erwarb Ludwig die in 1268m Höhe gelegene Ruine von Burg Falkenstein auf dem gleichnamigen Berg nahe Pfronten im Ostallgäu. An dieser Stelle wollte er eine weitere Ritterburg ähnlich Neuschwanstein errichten. Da die ersten Planungen von Christian Jank auf dem Felsen nicht realisierbar gewesen wären entwickelte Georg von Dollmann 1884 einen weiteren Entwurf. Dieser war dem König jedoch zu schlicht und auch er verlor den Auftrag. Erst die Entwürfe von Max Schulte sollen dem König gefallen haben und standen einer Realisierung nahe. Doch es ging nie über eben jene Entwürfe hinaus. Die Idee einer neuen Burg Falkenstein starb mit Ludwig II..
12. Finanzprobleme
Die Bauten Ludwigs II. kosteten Unsummen und riefen hohe Schulden für den König hervor. Anders als oft kommuniziert belastete er damit aber nur sein Privatvermögen, nicht aber die Staatskasse.
Anfang 1884 betrugen seine Verbindlichkeiten etwa 8,25 Millionen Mark. Nach langem Suchen nach Kreditgebern und zähen Verhandlungen gewährte eine Gruppe aus 3 Banken dem König Mitte des Jahres 1884 schließlich ein Darlehen über 7,5 Millionen Mark, die bis zum 2. Juli 1885 ausgezahlt wurden. Die größte Not damit überwunden, entschied sich der König jedoch nicht für die Sparsamkeit, sondern trieb seine Bauvorhaben weiter voran. So häufte er bis Januar 1886 einen neuen Schuldenberg von etwa 20 Millionen Mark an. Viel zu viel in den Augen seiner Minister, die auch nicht bereit waren, den Landtag um Hilfe zu bitten. Viel mehr waren diese Finanzprobleme des Königs unter anderem ausschlaggebend für den Beginn eines Komplotts seiner Minister gegen ihn, welches kein geringeres Ziel hatte, als den König loszuwerden.
Trotz der scheinbar ausweglosen Lage gab es aber einige Personen, die bereit waren, dem König mit seinen Schulden zu helfen. Darunter neben dubiosen Angeboten auch manch Seriöse, die zumindest in Frage gekommen wären, den König aber nie erreichten, da seine Regierung und Teile seines Hofstaates dies verhinderte.
13. Das Ende eines Königs
Ohne persönliche Untersuchung, dank ausgewählten Zeugen, von denen nur die negativen Aussagen in das Gutachten miteinbezogen wurden, erklärte eine Gruppe von vier Ärzten, an deren Spitze Dr. Bernhard von Gudden, im Auftrag der Regierung den König Ludwig II. am 8. Juni 1886 für geisteskrank. Einen Tag darauf folgte durch die Regierung, unter Johann von Lutz, die Entmündigung und einen weiteren Tag später übernahm Ludwigs Onkel Luitpold als Prinzregent die Regierungsverantwortung.
Nachdem eine elfköpfige Kommission am 10. Juni 1886 dabei gescheitert war, den König gefangen zu nehmen, hatte eine 2. Kommission einen Tag später damit Erfolg. Am 12. Juni wurde Ludwig II. nach Schloss Berg am Sternbergersee gebracht. Am darauffolgenden Tag endete ein Spaziergang am Abend mit seinem Tod. Seine Leiche und die seines begleitenden Arztes Dr. Gudden wurden zwischen 22 und 23 Uhr am 13. Juni im ufernahen seichten Wasser des Sees aufgefunden. Was genau an diesem Abend geschah, ist bis heute umstritten. Wie in einem vorherigen Beitrag vermerkt, gehe ich jedoch nicht davon aus, dass der König den Arzt und dann sich selbst umgebracht hat. Aber dies werden wir in weiteren Artikeln näher beleuchten.
Am 19. Juni 1886 wurde Ludwig in der Michaelskirche in München beigesetzt. Sein Herz wurde, wie es in der Tradition der Wittelsbacher üblich ist, in die Gnadenkapelle nach Altötting gebracht und dort in einer Urne bestattet.